Entspannt lehnt er sich auf seinen Spaten, ein kühles Bier in der Hand und blickt voller Stolz auf sein Tageswerk. Der Rasen ist gemäht, die Beete umgegraben und bepflanzt – alles ist perfekt. Bis die Idylle plötzlich brutal unterbrochen wird und Frau darauf hinweist, dass sie den ganzen Tag im Garten gearbeitet hat, während er bequem im Gartenstuhl sass und sich über die Planung Gedanken gemacht hat – mit geschlossenen Augen! Ob er denn jetzt wenigstens den Tisch decken könnte? Gärtnern ist auch heute noch ein echtes Männerhobby – nur die eigentliche Arbeit kommt dabei oft ein wenig zu kurz! Kein Wunder…im Garten sitzen klingt nämlich durchaus entspannter, als sich mit dem Spaten, in der prallen Sonne durch das Unkraut zu kämpfen.

Doch die Männerwelt und der eigene Garten …wie kam das eigentlich? War das Ganze schon immer ein „perfect fit“ oder hat sich diese Beziehung erst im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelt? Wir werfen in diesem Beitrag einen spannenden Blick auf die Vergangenheit und hangeln uns bis zur Gegenwart, um die Beziehung zwischen dem Männerhobby ‚Mann und sein Garten‘ (vermeintlich) zu verstehen.

Männer als Jäger und Sammler

Der eigene GartenDas waren noch Zeiten als der Mann noch als Jäger und Sammler unterwegs war und seine einzige Aufgabe in der Ernährung der Familie bestand. Er brachte das Essen nach Hause und Frau musste das dann nur kochen. Außer Frage wer hier die wichtigere und schwierigere Aufgabe hatte.

Nachweise über die ersten Felder finden sich schon in der Jungsteinzeit. Damals wurden hauptsächlich Getreidesorten wie Weizen und Gerste angebaut. Forscher sind mittlerweile aber überzeugt, dass das Getreide keineswegs zum Brotbacken angebaut sondern in erster Linie zum Bierbrauen benötigt wurde.

Und die Motivation „Alkohol“ beim Gärtnern zeigt sich auch in der Eroberung des Wilden Westens im 19. Jahrhundert in den USA. In Oregon und anderen Staaten wurde der Anbau von Apfelplantagen gefödert. Und auch diese wurden nicht zum direkten Verzehr sondern zu der Gewinnung von Alkohol in Form von Cider angebaut.

Aber auch ohne Alkohol als Motivation blieben die Gärten lange fest in Männerhand. Als die Gärten nach und nach zum Statussymbol wurden und kein Sitz eines Edelmanns mehr ohne einen professionell angelegten Park auskam wurden diese Parkanlagen alle von Männern gestaltet und gepflegt. Und der Wettbewerb zwischen den Parkanlagen führte dazu dass berühmte Gärtner einen besonders hohen Stellenwert an den Höfen der Herrscher genossen. Parkanlage wie die von Versailles, Hampton Court und Sanssouci zeugen heute noch von der Kunst ihrer Erschaffer.

Villeicht hätte der Einfluss von etwas mehr weiblicher Vernunft die Tulpenkrise im 17. Jahrhundert verhindern können? Die von Seefahrern aus der Türkei importierten Zwiebeln wurden schnell zum „Must-Have“ der High Society. An den Tulpenbörsen in Amsterdam überboten sich die Käufer in atemberaubendem Tempo und das zog zwangsläufig Spekulanten und Betrüger an. Es war nicht ungewöhnlich sein Hab und Gut zu verpfänden um bei der nächsten Auktion eine seltene Zwiebel zu ersteigern. Als 1637 die erste Spekulationsblase der Geschichte platzte waren viele Händler und Spekulanten ruiniert. Bis dahin erzielten Tulpenzwiebeln die gleichen Preise wie Einfamilienhäuser.

Und während sich die Männer an den Tulpenbörsen um Kopf und Kragen brachten traten Frauen meist nur als zarte Wesen mit Sonnenhut und Strohkorb in Erscheinung die sich um die Stöcke in ihren Rosengärten kümmerten. Kein Wunder dass es nie zu einer Spekulationsblase für Rosen kam.

Gleichberechtigung als Bedrohung der letzten Männerbastion?

Als die Sufragettenbewegung 1914 Schaufensterscheiben in London einwarf um das Wahlrecht zu erkämpfen schwante vielen Gärtnern dass ihre Alleinherrschaft im grünen Paradies in Gefahr war. Mit dem Vormarsch der Gleichberechtigung bestanden Frauen auch im Garten auf ein Mitspracherecht. Vorbei die Zeiten als der Rasenmäher mit dem grössten Motor auch zwangsläufig der am Besten für den eigenen Garten geeignete war – egal ob die eigentliche Rasenfläche nur wenige Quadratmeter umfasste. Vorbei die Zeiten als für jedes Werkzeug Platz im Schuppen war so lange es „männlich“ aussah. Stattdessen tauchten plötzlich vermehrt Blumen in Pastelltönen in dem männlich geplanten Garten auf! Klare Linie wurden durch romantische Designs gestört. Und die Diskusison ob Pfirsich eine Pflanze oder Farbe ist konnte plötzlich an ungewohnter Wichtigkeit gewinnen.

Aber auch beim Anbau von Obst und Gemüse unterscheiden sich die Geschlechter in ihrer Wahl. Mann geht es selten um den ökologischen Anbau von Gemüse und gesunder Ernährung für die Familie. Er schaut lieber über den Zaun um zu sehen was der Nachbar anbaut und so entsteht nicht selten ein Wettkampf wer den grössten Kürbis oder die längste Gurke hat. Und den kann man ohne chemische Helfer nicht gewinnen.

Zum Glück beschäftigen Frauen sich in allen Bereichen

Kein Wunder dass Frau mehr Mitspracherecht und Gleichberechtigung im Garten fordert. Und während er noch dem Nachbar nachspioniert, macht sie sich schon daran die nächste Männerdomäne zu erobern – den geheiligten Schuppen!  Bevor er sich von dem Schock erholen kann hat sie schon die unnötigen Werkzeuge aussortiert und ist auf dem Weg zum Gartengeschäft um den viel zu großen Rasenmäher in ein sinnvolleres Modell umzutauschen.

Da bleibt ihm nur noch eins – der Steinkohlegrill. Denn das ist wirklich die allerletzte Domäne die Männern noch bleibt. Bisher haben Frauen die Gleichberechtigung am Grill noch nicht eingefordert – das mag daran liegen dass hier meistens viel Rauch um wenig Fleisch gemacht wird. Hier kann sich Mann noch uneingeschränkt an der Rolle des Ernährers freuen. Und wie schon seine Vorfahren in der Jungsteinzeit tut er das am Besten mit einem kühlen Bier.

Fazit

Gärtnern als Männerhobby – der Schrebergarten als männlicher Rückzugsort? Ganz sicher kann sich Mann da nicht mehr sein. Am Besten gibt er in einigen Bereichen nach und hat so eine gute Chance den Schuppen zurückzuerobern und den Grill weiterhin für sich beanspruchen zu können. Der eigene Garten gehört beiden.